12 alternative Weihnachtslieder

Versteh uns nicht falsch, hier bei Wildz zelebrieren wir passioniert die fröhliche Stimmung, die die Weihnachtszeit mit sich bringt. Doch selbst eingefleischte Fans der Feiertage müssen sich wohl eingestehen, dass uns einige der gängigsten Weihnachtslieder mittlerweile zu den Ohren raushängen.

Deswegen hat sich unser Recherche-Team für dich ins Zeug gelegt und 12 alternative Weihnachtslieder rausgekramt, die du spielen kannst, während du dir mit deinen aktuellen Lieblings-Videoslots die Winterzeit versüßt. Viel Spaß beim Reinhören und hoffentlich ist die eine oder andere Neuentdeckung dabei.



Run-DMC - Christmas in Hollis

„Hast du keine Weihnachtslieder?“ „Das ist ein Weihnachtslied!“

Dieser Dialog und dieses Lied kommt von Argyle, der fröhliche junge Chauffeur, der John McClane im Weihnachtsklassiker Stirb langsam (Orig.: Die Hard) zum Nakatomi Plaza fährt, auf dem Kassettenspieler seiner Limousine.

Wie nicht anders zu erwarten, liefern Run-DMC mit ihrem poppigen Track das Beste an oldschool Hip-Hop der damaligen Zeit. Bei diesem Song muss man einfach mitnicken und bekommt unweigerlich das wohlig-warme, nostalgische Gefühl der Weihnachtszeit vermittelt. Der Name „Hollis“ im Titel spielt dabei übrigens auf das Stadtviertel in Queens, New York City, an, aus dem die Band kommt und der Soundtrack entstammt dem festlichen Funk-Lied Back Door Santa von Clarence Carter aus dem Jahr 1968.



Ramones - Merry Christmas (I Don't Want to Fight Tonight)

Mit Weihnachten verbinden wir zahlreiche magische Dinge, aber auch die unsäglichen Streitigkeiten in der Familie oder in Beziehungen gehören leider oft dazu. Der in unserem nächsten Lied ausgedrückte Wunsch, den Streit über die Feiertage beizulegen, findet deswegen sicherlich bei vielen von uns großen Anklang. Und so verbreitet sich die frohe Botschaft: Joey Ramone ruft (zumindest übergangsweise) zu Frieden mit seiner streitlustigen Geliebten auf.

Einige Fans des Genres nehmen vielleicht missbilligend zur Kenntnis, dass die weihnachtlichen Glöckchen und die kitschigen Keyboardklänge der 80er-Jahre auch nicht vor dem klassischen Punkrock der Ramones Halt machen. Aber wenn wir einmal ehrlich sind, ist jeder Titel der Ramones ein guter Titel und gerade dieser Song bringt einen unbestreitbar düsteren Charme mit sich. Das macht ihn zur perfekten Ergänzung für unsere Playlist und für alle, die sich neben den einschlägigen Liedern von Wham! und Mariah Carey auch etwas Rock'n'Roll zu Weihnachten wünschen.



Ramones - Image sourced from Flickr

Björk - Jólakotturinn

Die namensgebende Jólakotturinn, oder auch Weihnachtskatze, dieses Weihnachtslieds ist eine riesige und wilde Kreatur und entspringt der isländischen Folklore. Den Erzählungen zufolge streift sie durch die Lande und frisst jede arme Seele, die bis Heiligabend noch keine neue Kleidung erhalten hat. Eine merkwürdige Bestrafung, mag man meinen, aber damit sollte wohl ein Anreiz für die Landarbeiter geschaffen werden, sich mit der Verarbeitung der Herbstwolle zu beeilen.

Im Gegensatz zu den elektronischen Klängen, für die Sängerin Björk aus ihrer Solokarriere bekannt ist, oder dem Indie-Rock ihrer Band Sugarcubes, ist „Jólakotturinn“ ganz im Stil traditioneller isländischer Folklore gehalten. Das Lied würde auch in einem Wikingerepos wie „The Northman“, in dem Björk kürzlich einen Auftritt hatte, nicht fehl am Platz klingen. Es ist ein seltenes Fundstück aus Björks Karriere und wurde 1987 auf einem Weihnachtsalbum mit dem Titel „Whít Er Borg Og Bær“ veröffentlicht.



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The Attery Squash - Santa's Laughter Mocks the Poor

So subtil wie ein Vorschlaghammer und an Zynismus kaum zu übertreffen, wird unser nächstes Weihnachtslied von einer bezaubernden rosa Tukan-Puppe vorgetragen. Trotz seiner höhnischen Stimmung, die an die US-Punk-Band Dead Kennedys erinnert, ist „Santa's Laughter Mocks the Poor“ auf seine Art ein brillantes Weihnachtslied.

Die schräge Techno-Indie-Band hält sich an den altbewährten, traditionellen Festtagsklang, bei dem Glocken, Pfeifen und all die anderen guten Töne für einen eindringlichen Ohrwurm sorgen. Genau die richtige Wahl für weltmüde Zyniker, die diesen Song vor sich hinsummen, während sie die Weihnachtseinkäufe meiden und sich allen Dusseln überlegen fühlen, die bei dieser Scharade mitmachen.



The Knife - Reindeer

Das nächste Lied auf unserer Liste könnte nicht weiter von fröhlicher Weihnachtsstimmung entfernt sein. Die eisigen, trostlosen Synthesizerklänge der beiden Schweden von The Knife verwandeln die magische Geschichte der Rentiere des Weihnachtsmannes und ihrer unmöglichen Reise zur Auslieferung der Geschenke in die reinste Dystopie. Beim Liedtext „This house must be the last now/And we follow Mister Santa to the end“ (dt.: „Dieses Haus muss wohl das letzte sein/Und wir folgen dem Herrn Weihnachtsmann bis zum bitteren Ende“) kommt anstelle irgendeiner Art von Fröhlichkeit wohl eher düsterer Fatalismus auf.

Der Song war auf dem Debütalbum des schwedischen Geschwisterduos von 2001 als Schlusstrack zu hören. Seitdem sind die Geschwister getrennte Wege gegangen und Sängerin Karin Dreijer macht unter dem Namen Fever Ray erfolgreich die ganze Welt verrückt.



James Brown - Santa Claus Go Straight to the Ghetto

James Brown war nicht umsonst als der fleißigste Mann in der Unterhaltungsbranche bekannt: Dieses Lied stammt aus seinem 22. Album in gerade einmal 10 Jahren, A Soulful Christmas aus dem Jahr 1968. Mit diesem Song eröffnet der Urvater des Souls das Album und formuliert mithilfe von swingenden Bässen, rockigen Beats und einem Bläsersolo, das die Melodie von „Jingle Bells“ aufgreift, seine Forderungen an den Weihnachtsmann.

Als kleines Schmankerl möchten wir dich außerdem auf den sehr ähnlich betitelten, aber nicht mit diesem Lied in Verbindung stehenden Song „Santa Claus Goes Straight to the Ghetto“ von Snoop Dogg hinweisen. Die etwas modernere Version aus dem Funk-Genre kommt in klassischer Snoop-Manier im entspannten und benebelten Stil als Hip Hop der Westküste daher. Die allglatte, ausgelassene Bassspur und die fiesere, rauere Interpretation des lyrischen Themas spiegeln zudem den damals populären Gangster-Rap wider.



James Brown - Image sourced from Flickr

Tom Waits - Christmas Card from a Hooker in Minneapolis

Für die vielen unfreiwilligen Empfänger sind Weihnachtskarten, in denen die Absender hinlänglich mit ihren Errungenschaften des Jahres oder denen ihrer Kinder prahlen, ein weit verbreitetes Ärgernis, das sie durch die Vorstellung, alle anderen würden ein viel perfekteres Leben führen als sie selbst, noch weiter unter Druck setzt.

Alle, die sich von dieser Beschreibung angesprochen fühlen, möchten wir hiermit trösten: Immerhin seid ihr nicht Tom Waits, der in diesem typisch schmutzigen und whiskeygetränkten Stück düsterer Americana eine wirklich erschütternde Weihnachtskarte erhält. Die Prostituierte aus dem Titel erzählt darin nämlich, dass sie sich auf dem aufsteigenden Ast befindet, nicht länger drogenabhängig ist, einen guten Ehemann hat und ein Baby erwartet, bevor sie gesteht, dass all das eine Lüge war und die wahrhaftig düstere Lebensrealität aufzeigt, in der sie sich befindet. Falls du dachtest, dass das trinkfeste, boshafte Paar in „Fairytale of New York“ von The Pogues ein schreckliches Leben hatte, solltest du dich bei diesem Lied besser festhalten.



Kate Bush - December Will Be Magic Again

Der schrille, quirlige Barock-Pop, für den Kate Bush bekannt ist, eignet sich hervorragend für ein Weihnachtslied, da er an die alten Zeiten erinnert, als das Zeigen der Knöchel noch als gewagt galt, und an die Öllampen und gepflasterten Straßen, die noch heute auf altmodischen Weihnachtskarten abgebildet werden. Die lebhafte Theatralik dieses Songs erinnert auch ein wenig an den von Tim Burton produzierten Klassiker The Nightmare Before Christmas.

Das Lied schaffte es nur auf Platz 29 der britischen Charts und ist zwischen dem besser bekannten Schlummerlied „Army Dreamers“ und dem absolut schrägen „Sat in Your Lap“ etwas untergegangen. Dennoch ist der Titel bei vielen beliebt, einschließlich Elton John, der ihn 2005 für seine Zusammenstellung Elton John's Christmas Party auswählte, und verdient es, wiederentdeckt zu werden.



King Diamond - No Presents for Christmas

Was zunächst wie eine sarkastische Wiedergabe von „Rudolph the Red-Nosed Reindeer“ beginnt, wird plötzlich von Kings manischem Lachen unterbrochen und verwandelt sich in ein Feuerwerk intensiver Speed-Metal-Riffs der 80er-Jahre. King Diamond ist für seine ausgesprochen theatralischen Darstellungen bekannt und deswegen die ideale Besetzung für einen gemeinen und gleichermaßen lustigen Grinch oder Krampus, der in diesem lächerlich-kitschigen und spaßigen Musikstück auftaucht.

Der Gesang des wie eine Leiche geschminkten Künstlers ist sicherlich nicht jedermanns Sache, wechselt er doch hin und her zwischen seinem Markenzeichen, den geisterhaften Schreien mit schockierend hohem Falsett, und einem tiefen gutturalen Gesang mit Growls und Snarls. Wer sich jedoch darauf einlässt, empfindet die Musik bestimmt als legendär.



The Fall - (We Wish You) A Protein Christmas

Die Post-Punker von Manchester, The Fall, habe eine erstaunliche Anzahl von Weihnachtsliedern aufgenommen, darunter auch ihre Interpretation von „Hark the Herald Angels Sing“. Doch keines sticht so sehr hervor wie dieser eigens geschriebene Song mit seinem fragwürdigen Titel. Er entstammt aus den späten Jahren der Band, genauer gesagt aus dem Jahr 2003, sodass die Gesangsdarbietung von Mark E. Smith, Art-Rock-Autor und unheimlicher Mann, den man in der Kneipe eher meiden würde, noch weniger verständlich ist als in seiner Blütezeit in den 80ern. Immerhin wird er vom überraschend engelsgleich klingenden Chor seiner Bandmitglieder begleitet.

Zu den lyrischen Höhepunkten gehören „The only thing good to say is/All the politicians are on holiday“ (dt.: „Das einzig Gute daran ist/dass alle Politiker im Urlaub sind“ und das gelallte „Pra-ha-hahaha-ha-gue“ (in Anspielung auf die tschechische Hauptstadt) in einem Rhythmus, der an „Little Drummer Boy“ erinnert. Das ist genau die magische und zugleich chaotische Brillanz, die aus der Band Kultfiguren gemacht hat.



Tim Minchen - White Wine in the Sun

Weiter geht unsere musikalische Reise auf der Südhalbkugel. Dort gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine weiße Weihnacht, weswegen der weiße Wein (statt Glühwein) im Songtitel völlig angemessen scheint.

Der australische Komiker Tim Minchen liefert eine moderne, weltliche Weihnachtsballade, die - neben dem humorvollen Zynismus, den man zurecht erwartet - auch eine emotionale Note in Form von echter, unironischer Sentimentalität enthält. Es ist eine herzliche Erinnerung an alle Weihnachtsmuffel, dass, obwohl ein Teil des Weihnachtszaubers künstlich und übermäßig kommerzialisiert sein mag, die Magie der mit der Familie verbrachten Zeit nicht nur warme Erinnerungen schafft, sondern auch echt und unbezahlbar ist. Bei diesem Liedtext bleibt wirklich kein Auge trocken.



Bob Dylan - Must Be Santa

Unsere letzte Empfehlung entspricht gar nicht dem, was man normalerweise von dem Nobelpreisträger erwarten würde, dessen Klassiker aus den 1960er-Jahren typischerweise eher mit der Mundharmonika als mit dem Akkordeon und eher mit nachdenklichen, komplexen Texten aufwarten als mit der wilden Hingabe, die hier zu hören ist. „Must Be Santa“ wurde ursprünglich 1960 von Mitch Miller aufgenommen und seitdem mehrfach von verschiedenen Sängern neu interpretiert, aber Dylans Cover aus dem Jahr 2009 verwandelt es in eine energiegeladene Polka-Version.

Der flotte Rhythmus, der Text in Dialogform und das schlichte Vergnügen, Bob mit seiner markanten Stimme trocken fragen zuhören „Who laughs this way: 'Ho-ho-ho'?“ (dt.: „Wer lacht so: 'Ho-ho-ho'?“), machen diesen Song zu einem unwiderstehlichen Vergnügen, das sich perfekt für jede ausgelassene, mit Sherry getränkte Weihnachtsfeier eignet. Auch das zugehörige Musikvideo ist ein wilder Ritt der Gefühle, nicht zuletzt, weil Bob Dylan anscheinend die verblüffende Fähigkeit entwickelt hat, sich zu teleportieren - was für eine Legende er doch ist. Und damit wünschen wir dir frohe Weihnachten!



James Brown - Bild von Flickr Björk – Diese Datei ist unter der generischen Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 lizenziert Ramones - Bild von Flickr